Der Ärger der Internet-Telefonie

09
Dez

Bereits jetzt werden pro Woche 100.000 Anschlüsse für die neue Technik freigeschaltet. In einer SMS heißt es, dass man das beauftragte Produkt von der Telekom nun in Betrieb nehmen kann. Für den Kunden heißt das, dass man den Internet-Router und das Telefon neu verkabeln muss, dabei wird das Telefon beim IP-basierten Anschluss in den Router gesteckt und der Router mit der Telefondose verknüpft. NTBA und Splitter braucht man nicht mehr.

IP-Telefonierer noch tagelang ohne Internet

Die neue Technik hat noch ihre Macken, da sie in etlichen Städten für mehrere Stunden komplett ausfiel, dabei mussten zehntausende Telekom-Kunden auf Telefon und ihren Festnetzanschluss verzichten. Entweder waren die Leitungen tot oder ständig besetzt, bereits im März kam es zu ähnlichen Störungen. Auf etlichen Internetforen und Webportalen meldeten sich Kunden zu Wort, dass die Umstellung auf die neue Technik alles andere als problemlos klappt. Manche Anschlüsse seien tagelang vom Netz getrennt gewesen, besonders ärgerlich war es für Geschäftskunden, die auf ein funktionierendes Festnetz angewiesen sind.

Kunden werden zur Umstellung gezwungen oder werden gekündigt

IP-Telefonie ist laut der Telekom eine ausgereifte Technologie, wie die Telekom nicht müde ist zu beteuern, allerdings muss man erwähnen, dass es sich bei der Umstellung auf die neue Technik um den größten Netzumbau in der Geschichte des Unternehmens handle. Natürlich wäre so ein Projekt mit Risiken und Schwierigkeiten verbunden, Probleme würden allerdings zeitnah gelöst. Kunden müssen allerdings nicht ganz freiwillig umsteigen, da sie in einem Brief dazu aufgefordert werden, ihren Anschluss zu kündigen, jeder Kunde hätte 4 Monate Bedenkzeit, um sich mit der Umstellung des Anschlusses anzufreunden, danach würde ihnen gekündigt. Viele Kunden sind allerdings sehr unsicher und fühlen sich unter Druck gesetzt – demnächst werden alle Leitungen auf IP-Telefonie umgestellt. Trotz vieler Schwierigkeiten steht fest, dass an der IP-Telefonie kein Weg mehr vorbei führt, da nicht nur die Telekom, sondern auch andere Telefonanbieter die Anschlüsse ihrer Kunden auf die IP-Technik umstellt. Neuverträge werden nur noch mit dieser neuen Technik angeboten, herkömmliche Anschlüsse sind dann nicht mehr im Angebot. Im europäischen Ausland wird auch immer häufiger über das Internet telefoniert, Spitzenreiter sind Bulgarien und baltische Staaten, bei diesen Staaten besitzt bereits mehr als die Hälfte aller Haushalte einen IP-basierten Telefonanschluss. Im Durchschnitt in Europa sind es 36 Prozent, wobei in Deutschland die Deutschen richtige Internet-Muffel sind, da hier nur 29 Prozent über das Internet telefonieren. Mehr als 40 Prozent telefonieren noch analog, während 25 Prozent noch ISDN nutzen.

Was ist überhaupt Internet-Telefonie

Gewöhnliche Telefonnetze sind von Leitungen abhängig, was heißt dass zwei Telefonanschlüsse per Kupferkabel verbunden sind, über das die Sprache dann übertragen wird. Anders dagegen ist die IP-Telefonie, da die Übertragung über das Internet erfolgt, allerdings ist IP-Telefonie paketgebunden, was bedeutet, dass die Sprache digitalisiert und in kleine Datenpakete zerlegt wird, diese werden an den Server des Telefonanbieters geschickt, der sie dann an den Empfänger weiterleitet. IP steht für Internet-Protokoll der die Regeln festlegt, nach denen die Datenpakete durch das Netz geschickt werden. IP-Telefonie wird auch kurz VoIP genannt, Skype nutzt schon seit längerem die Internet-Telefonie.

So läuft die Umstellung ab

Zunächst wird die alte Anschlusstechnik abgeschaltet, anschließend sollten Internet-Router und Telefon neu verkabelt werden. Der Router wird direkt mit der Telefondose in der Wand verbunden, wobei das Telefon an den Router kommt. Schnurlostelefone müssen beim Router angemeldet werden, NTBA und Splitter braucht man nicht mehr, doch nicht jeder Router ist für Internettelefonie geeignet. Wer einen eigenen Router besitzt, sollte sich vor der Umstellung informieren, ob das Gerät weiter benutzt werden kann. Der Router muss nach der Kabelung von Router und Telefon neu konfiguriert werden, wie das geht, kann man den Bedienungsanleitungen der Gerätehersteller entnehmen.

Braucht man ganz neue Telefone?

Nein die alten Telefone können auch nach der Umstellung weiter genutzt werden, allerdings ist die neue Telefontechnik nicht immer zu Geräten wie etwa Hausnotrufsystemen geeignet, mit Faxgeräten kann es auch Probleme geben. Wer ganz sicher gehen will, sollte sich beim Gerätehersteller erkundigen, ob die Geräte kompatibel sind. Hat man keinen Internetanschluss und betreibt das Telefon nur über eine Telefondose, so braucht man nach der Umstellung auf IP-Telefonie überhaupt nichts zu unternehmen. In den Telekom-Vermittlungsstellungen werden die nötigen technischen Anpassungen vorgenommen.

Vor- und Nachteile der neuen Technik

Vorteile sind unter anderem die höhere Bandbreite, die sich nach der Umstellung für den Zugang zum Internet erzielen lässt. Die gewöhnliche Technik belegt auf dem Kupferkabel ein breites Frequenzspektrum und auch dann, wenn man nicht telefoniert. Die frei werdende Kapazität für DSL-Signale wird nach der Umstellung genutzt, dadurch lässt sich die Bandbreite steigern. Somit können mehr Bits pro Sekunden übertragen werden. Die Sprachqualität wird besser, allerdings müssen beide Gesprächspartner geeignete Endgeräte besitzen.

Nachteile sind unter anderem, dass die Funktionstüchtigkeit des IP-basierten Telefonanschlusses mit dem Router steht, der ans Stromnetz angeschlossen wird. Bei einem Stromausfall ist man nicht mehr in der Lage zu telefonieren, das gilt auch für Hausnotrufsysteme und Alarmanlagen, die mit dem Telefonanschluss verbunden sind. Das IP-basierte Telefonnetz ist komplexer als das herkömmliche, dementsprechend größer sind auch die Zahl möglicher Fehlerquellen. Störungen im analogen Netz machen sich als Knacken und Rauschen bemerkbar, meist haben Fehler im digitalen Netz Aussetzer oder Abbruch der Verbindung zur Folge.

IP Telefonie ab 2018

Alle Anschlüsse der Telekom sollen Ende 2018 auf IP umgestellt sein, danach wird das analoge und das ISDN-Netz abgeschaltet. Fraglich ist allerdings, ob sich diese Technik jemals durchsetzen wird.