Google Glass- So wird die Privatsphäre geschützt

25
Jun

Das kleine Programm von Julian Olivers hat es in sich: Der Programmcode von glasshole.sh besteht nur aus wenigen Zeilen, ist aber sehr mächtig, denn entdeckt ein Rechner dieses Programm, dann wird die Datenbrille im lokalen Netzwerk deaktiviert. Zwar kann das Gerät noch Videos oder Fotos aufnehmen, aber nicht mehr im Netz verbreiten. Der wichtigste Ansatz hierbei ist aber, dass man auf zwei wichtige Themen aufmerksam macht: Privatsphäre und Datensicherheit.

Der Künstler aus Berlin ist für solche Projekte bekannt, so hat er beispielsweise einen WLAN-Jammer in Form eines Miniaturpanzers erfunden, der in der Lage ist, lokale Funknetze lahmzulegen. Seine Werke lassen sich als digitale Aktionskunst zusammenfassen, die auf Missstände in der Netzwelt aufmerkam machen sollen. Nun hat er sich Google Glass gewidmet, vor allem den umfangreichen Funktionen der Datenbrille. Mit dieser können Nutzer andere Menschen filmen und fotografieren, ohne dass sie es wissen – eine Kontrolle ist nicht vorhanden. Niemand sieht es gerne, wenn Fotos ohne Genehmigung im Netz verbreitet werden, doch neuerdings ist es möglich, nicht gewollte Einträge aus der Google-Suche zu entfernen, ob dies jedoch bei sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook oder WhatsApp auch möglich ist, weiß der Erfinder jedoch nicht.

Google veröffentlicht einen Knigge und der Künstler schreibt ein Skript

Wegen der anhaltenden Kritik hat Google eine Art Knigge veröffentlicht, worin steht, wie Google-Glass Nutzer auftreten sollten, beispielsweise nett, verständnisvoll und immer hilfsbereit, die Datenbrille anderen Nutzern zu erklären. Der Begriff Glasshole hat sich an der amerikanischen Westküste breit gemacht. Einige Cafes und Bars in Amerika haben bereits die Brille verboten, weil sich Gäste beim Biertrinken gestört gefühlt haben. Aber auch in Kinos wird die Brille nicht gerne gesehen, da Kinobesitzer vermuten, dass die Nutzer mit der Datenbrille die Leinwand einfach abfilmen würden. Für den Erfinder reicht der selbstverpflichtende Benimmkodex nicht aus, da er sich von Google Glass eingeengt fühlt. Er begründet es damit, dass man in einem Restaurant, auf einer Party oder beim Spielen mit den Kindern sagen kann, dass man nicht aufgenommen werden möchte, was auch völlig in Ordnung ist. Ihn beschäftigt jedoch die Frage, ob man überhaupt weiß, dass man gerade vom Gerät aufgenommen wird und baut deshalb auf eine technische Lösung.

Die MAC-Adresse ist die Archillesferse des Programms

Das Programm des Erfinders macht sich eine kleine Schwäche der Datenbrille zunutze: die MAC-Adresse. Es handelt sich hierbei um festgelegte Gerätenummern, die jedem netzwerkfähigem Gerät vergeben werden. Im Fall von Datenbrillen hat ein Teil dieser Adresse eine ganz bestimmte Kennung, allerdings bleiben in der Regel diese Adressen unverändert, sodass glasshole.sh die Datenbrillen auch genau erkennt und sie gezielt aus dem Netz schmeissen kann. Man kann das Programm trotz allem austricksen, da es grundsätzlich möglich ist, die MAC-Adressen zu ändern, womit die Datenbrillen unbemerkt weiterlaufen können. Der Künstler hat das Programm nur an seiner eigenen Datenbrille ausprobiert, wobei es dennoch vielversprechend ist. Um etwaige Verbote wirkungsvoll durchzusetzen, ist das Programm ein probates Mittel für öffentliche und private Plätze.