Künstliche Gliedmaßen mit der Pfote einer Ratte schaffen
Jun
Ein amerikanisches Forscherteam hat in einem Nährmedium eine künstliche Rattenpfote wachsen lassen, diese hat ein funktionierendes Gefäß und Muskelgewebe und stellt einen gewaltigen Schritt für Menschen dar, Gliedmaßen zu ersetzen. Mit der Forschung sollte aber lediglich bewiesen werden, dass diese Methode bei Menschen angewandt werden kann, allerdings sind solche Maßnahmen für Menschen noch lange nicht geplant. Die Forscher hatten mit einem Lösungsmittel in einem tagelangen Prozess alle lebenden Zellen von der amputierten Pfote einer Ratte gelöst, die Grundstrukturen sind aber erhalten geblieben. Die einzelnen Teile wurden dann mit lebenden Zellen von anderen Tieren besetzt, die einzelnen Gewebe sind dann wie Muskeln und Adern wieder herangewachsen, wobei bei den Muskeln das Zellenwachstum beschleunigt wurde, indem man diese elektrisch stimulierte. Der Wiederbesiedlungsprozess dauerte ungefähr zwei Wochen.
Vorteil des Verfahrens ist, dass die Immunreaktion nach einer Transplantation weitaus geringer ausfällt, weil das transplantierte Organ ja mit den eigenen Zellen besiedelt wurde. Die Forscher erläuterten, dass Funktionstests gezeigt hätten, dass die Muskeln der künstlichen Pfote auf elektrische Anregung mit Kontraktionen reagierten, die Kraft habe etwa 80 Prozent der von Muskeln einer neugeborenen Ratte erreicht.
Millionen Menschen mit Gliedmaßen, die vorher fehlten
Nach der gleichen Methode, die Zellen eines Spenderorgans zu entfernen und mit lebenden Zellen zu besiedeln, wären schon mit Nieren, Lebern, Herzen und Lungen von Tieren geschaffen worden, wobei die Gliedmaßen nachher viel komplexer wären. Man hat weitere Tests gemacht und bei dem Unterarm eines Pavians alle Zellen entfernt und mit der Neubesiedlung angefangen, man erhofft sich, dass dies auch irgendwann beim Menschen funktionieren könnte, alle Gliedmaßen zu ersetzen. Damit sich die Nerven aber aufbauen können, muss man noch viel forschen, wie man dies bewerkstelligen kann. In den USA leben mehr als 1,5 Millionen Menschen, die dringend fehlende Gliedmaßen benötigen, wobei die Prothesen die sie bekommen für das tägliche Empfinden der Menschen schon bereits eine enorme Belastung darstellen. Der Forscher meint, Gliedmaßen komplett zu ersetzen stellt eine große Herausforderung dar, die aus Muskeln, Knochen, Knorpeln, Sehnen, Bändern und Nerven bestehen, die aufgebaut werden müssen und einer bestimmten Grundstruktur bedürfen.
Mangel an Spenderorganen soll mit der Methode umgangen werden
Das Forscher-Team hat bewiesen, dass die Struktur erhalten werden kann, indem man einfach neues Gewebe versieht, wobei der Ansatz nun wirklich nicht neu ist. Es wurden bereits Dezellurarisierung und Repopularisierung auch schon mit anderen Geweben wie Herz und Trachea gemacht, allerdings hat diese Methode noch keinen Einzug in die klinische Anwendung gefunden. Der Experte meint, dass es ein interessanter Ansatz wäre, weil man letztlich doch die Natur braucht, um ein gutes Stützgerüst zu haben, welches dann durch Dezellularisieren wieder lebendig gemacht werden solle, das eigentliche Anliegen wird aber damit nicht wirklich gelöst, ganze Organe zu züchten. Man braucht immer noch ein Spenderorgan, selbst wenn bei dem Ansatz künftig einmal alles gut funktionieren sollte. Bei der initialen Idee des Tissue Engineering sei dies das Problem gewesen, man wollte einfach den Mangel an Spenderorganen mit dieser Methode umgehen.